Guten Morgen. Man steht auf und noch nicht einmal die Vögel singen. Auch die würden um vier Uhr morgens lieber schlafen. Nun ja, Oskar sorgt dafür, dass wir keine Minute unseres kostbaren Urlaubs mit schlafen vergeuden. Nachdem ich dann doch noch einmal für zwei Stunden geschlafen haben, Daniel hat dann übernommen, und alle anderen auch munter waren, haben wir unsere Sachen gepackt und uns auf den Weg zur siebenfarbigen Erde gemacht. Die Bilder, die man dazu im WWW findet, sind teilweise etwas reißerisch, übersättigt und ganz bestimmt nachbearbeitet. Wir stellten uns also darauf ein, dass es wohl nicht so sein würde.
Die Fahrt dort hin ging wieder durch den Black River Gorges Nationalpark und von dort aus dann weiter über eine sehr kurvige Straße ein Stück weit Richtung Tal. Am Eingangstor sind wir gleich einmal vorbei gefahren, da die Abbiegung mit Trennelementen versperrt ist und die Einfahrt etwas versteckt liegt. Wir haben es dann aber doch noch gefunden. Der Eintritt belief sich auf fünfhundert Rupien für zwei Erwachsene, das empfanden wir als human. Gleich nach dem Tor schlug dann meine Reiseübelkeit in voller Härte zu und ich musste fluchtartig das Auto verlassen. Kurvige Straßen bekommen mir nicht besonders gut und wenn ich auf der Rückbank sitzen muss schon gar nicht. Um der Sache etwas positives abzugewinnen; an der Stelle, die ich mir für unsere Zwangspause ausgesucht hatte, floss ein Bach vorbei mit hübschen, lachsfarbenen Fischen darin. Leider habe ich keine Ahnung, was für Fische es eigentlich sind. Da ich mich weigerte wieder ins Auto einzusteigen, beschloss ich, einige Meter zu Fuß der Straße entlang zu gehen, ehe Daniel und die Kinder mit dem Auto nach kämen. Diese Vorgehensweise kennen wir bereits und sie funktioniert ganz gut solange Reiseübelkeit nicht auf Schwangerschaftsübelkeit und Schottische Highlandstraßen treffen. Dann ist Hopfen und Malz verloren.
Eigentlich bin ich fast die ganze Strecke vom Eingangstor bis zu den Chamarelfalls gegangen. Ein Wasserfall der sich von einer rund hundert Meter hohen Klippe in die Tiefe stürzt. Auch hier kommt man nicht an den Wasserfall selbst ran, die beiden Aussichtspunkte sind aber wesentlich näher am Wasserfall als bei den Alexandrafällen. Vom ersten Aussichtspunkt kann man sich den Wasserfall auf Augenhöhe ansehen, für den Zweiten geht man ein Stück weit einige Treppen hinauf und kann dann von oben auf den Wasserfall sehen.
Vom Wasserfall ging es dann weiter zu den anderen Sehenswürdigkeiten. Eigentlich wollten wir einen Naturewalk machen, aber dafür hätte man erneut etwas zahlen müssen und da man dort in erster Linie Dinge hätte machen können, für die die Kinder noch zu klein sind (Bogenschießen, mit einem Flying Fox übers Tal fliegen,…) haben wir es gelassen. Wir sind gleich weiter zur siebenfarbigen Erde. Dort dachten wir, müssen wir auch wieder etwas zahlen und waren schon etwas verstimmt (immerhin hatten wir ja schon gezahlt am Eingang). Wie sich heraus stellte, wurde aber nur ein Stückchen unserer Eintrittskarte abgerissen. Es lohnt sich also, die aufzuheben. Vom Eingang aus geht es ein kurzes Stück durch den Wald ehe man dann bei der Erde ankommt. Der erste Eindruck ist etwas schwer zu beschreiben. Man tritt aus dem Urwald und befindet sich am Rande eines eingezäunten Erdplatzes. Man ist vielleicht etwas irritiert ob des Anblickes auf den man sich schon seit einer Woche freut. Erst langsam sickert es „Wow, das ist die siebenfarbige Erde!“ Natürlich ist sie nicht so grell neonfarben wie einem so manches Bild im Internet suggerieren will, das hatten wir nicht erwartet, aber dennoch muss man sich zumindest kurz damit befassen um wirklich die Unterschiede in der Schattierung sehen zu können. Die ganzen Dünen sind in rot, blau und bräunlich-schwarz Schattierungen gehalten. Diese kommen aufgrund von Eisen- und Aluminumoxyden im Lavagestein zusammen. Es ist also weniger bunt als der Name vermuten lassen würde, aber man kann eindeutig verschiedene Farben erkennen. Das ganze ist sogar recht beeindruckend. Die Kinder waren sehr fasziniert. Es sei das schönste, was wir bisher im Urlaub gesehen haben (mir kommt vor, das aktuellste ist fast immer das schönste).
Als der erste Anblick der Erde genossen war, entdeckten die Kinder das Restaurant und wir mussten erst einmal eine Pause einlegen. Ich bestellte zwei Sandwiches, einen Keks mit Regenbogenmuster, den Merlin haben wollte, und offenbar zwei Portionen Pommes, von denen im Laufe des Bestellvorgangs allerdings nie der Rede war, die dann nur irgendwie auf der Rechnung waren, keine Ahnung was da passiert ist. Die Kinder haben sich auf alle Fälle gefreut. Während wir auf unser Essen warteten, schloss ein englisches Mädchen Freundschaft mit Emma. Trotzdem Emma kein Englisch spricht, konnten die beiden sich verständigen und das Mädchen zeigte Emma, wie man Vögel mit Keksbröseln anlockt so dass sie einem aus der Hand fressen. Etwas später wurden wir von einer japanischen Touristin entdeckt und mussten für ein Foto posieren. Eigentlich hat sie Oskar gesehen, dann Merlin, dann mich und dann Emma. Sie war sehr entzückt. Wir fanden die Situation recht lustig. Irgendwo in Japan werden wir wohl, vielleicht oder vielleicht auch nicht, in einem Fotobuch landen und die Frau wird das Bild ganz stolz all ihren Freundinnen zeigen. Lustige Vorstellung oder?
Nachdem wir genug gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg zur anderen Seite der Dünen um einen anderen Blickwinkel auf die Erde zu ergattern und kamen an den Riesenschildkröten vorbei. Eigentlich die gleichen wie im botanischen Garten, die Kinder waren trotzdem super begeistert. Am Weg zum Aussichtspunkt spielten die Kinder verstecken. Was daran so lustig ist, ist mir ehrlich schleierhaft, denn besonders originell sind die Verstecke nicht. Meistens sehen sie einander schon, wenn sie die Augen öffnen. Sie können trotzdem ewig verstecken spielen.
Wir sind dann zurück zum Auto. Eine weitere Attraktion haben wir ausgelassen, da ebenfalls extra zu bezahlen und wir ohnehin schon alle etwas müde waren. Der Rückweg bereitete mir etwas Sorgen. Diesmal saß ich aber vorne und es war halb so wild. Am Rande des Nationalparks konnte ich noch ein paar hübsche Bilder von Orchideen machen, die dort wuchsen. Für heute bin ich aber zu müde um da genauer nach zu forschen was es für eine ist. Eventuell muss ich eine Mail an die mauritianische Orichdeengesellschaft schreiben.
Den Kinder haben wir versprochen zum Abendessen noch einmal Rotis zu holen. Daniel wusste aber nicht so genau, wo er hin muss und hat eine super komplizierte Fahrweise (ich habe noch immer nicht verstanden, was er genau machen wollte) gewählt um hin zu kommen. Wir sind aber zum Glück dann doch noch angekommen. Leider war die Dame heute nicht da sondern nur ihr Mann, der zwar fertiges Essen verteilen kann, nicht jedoch Rotis backen (eigentlich brät man die). Wir haben daher eine Art Curry mit genommen und beschlossen, das Brot dazu selbst zu machen. Die Kinder, und eigentlich wir auch, waren vom Ergebnis begeistert.