Daniel ist unzufrieden

am

Auch heute sind die Buben wieder sehr früh aufgestanden. Gegen Sieben hat mir ein wütender Nachbar beinahe die Türe eingeschlagen (ich wusste bis zu dem Zeitpunkt nicht mal, dass unter uns jemand wohnt) und mich ziemlich wüst beschimpft, dass die Kinder zu laut sind und er schon die ganze Woche über so früh aufstehen musste (auf die Idee irgendwann einmal am Abend rauf zu kommen und darauf hinzuweisen ist er scheinbar nicht gekommen). Daniel, der wieder ins Bett gegangen war, hat den ganzen Tumult verpasst, was wohl auch gut war, ansonsten wäre das ganze womöglich etwas ausgeartet.

P1080455.JPGAls dann endlich alle munter waren, gefrühstückt hatten, ihre Medizin eingeflöst bekommen hatten und alle Haare gekämmt und alle Zähne geputzt waren, machten wir uns auf den Weg zum Black River Gorges Nationalpark im Süden der Insel. Dort wollten wir auf Merlins Wunsch hin die Wasserfälle ansehen. Wir freuten uns alle sehr darauf. Autofahren auf Mauritius ist mühsam. Die Straßen sind zwar meistens gut, aber besonders schnell kann man auf keiner fahren. Somit braucht man für eine Wegstrecke von rund 60 Kilometern auch mindestens eine Stunde. Wir fuhren also eine Stunde zum Nationalpark und folgen dann den Schildern zum Alexandra Wasserfall. Gleich beim Parkplatz sahen wir einen Affen, das sorgte für große Begeisterung bei mir und den Kindern (Affen sind auf Mauritius nicht heimisch sondern wurden vom Menschen eingeführt. Das einzige heimische Säugetier ist eine Fledermausart).

P1080433.JPGDie erste Ernüchterung trat in Form der Toiletten auf. Da manche öffentliche Toiletten unhygienisch sind, habe ich extra Abdeckungen für den Toilettensitz gekauft, dass vor allem Emma (die tatsächlich die einzige ist, die nur ganz im Sitzen pinkeln kann) auf die Toilette gehen kann. Diese WC-Anlage war aber auch mit Abdeckung nicht verwendbar, ich erspare weitere Ausführungen. Wir sind dann erst einmal weg von den Touristenmengen und haben einen kleinen Spaziergang im Wald gemacht. Das war auch gut so in Puncto Auslauf, denn der Weg vom Parkplatz zum Aussichtspunkt war vielleicht fünfzig Meter lang.

P1080442.JPGEigentlich hatten wir es uns ähnlich wie in Thailand erwartet; man spaziert etwas durch den Nationalpark und kommt irgendwann am Fuße des Wasserfalls an. Hier geht man fünfzig Meter durch einen angelegten Eukalyptuspark und ist dann an einer Aussichtsplattform von der aus man den Wasserfall erahnen kann. Daniel war unzufrieden, ich fand die Aussicht trotzdem toll und immerhin haben wir den Wasserfall zumindest gesehen (wer ihn auf dem Bild sucht, er ist ganz links über dem Mittleren der drei Bäume im Vordergrund).

P1080445.JPGWir haben es uns dann bei einem der Eukalyptusbäume bequem gemacht. Die Kinder sind geklettert und wir haben die Touristenströme beobachtet. Das totale Highlight war wohl die riesen große Schnecke die wir gefunden haben.

P1080457.JPGVon den Alexandrafällen sind wir weiter zum Black River Gorges Aussichtspunkt gefahren. Das dürfte wohl der Hauptattraktionspunkt der Gegend sein, des es gab einige Imbiss und Souvenirstände. Es gab dort auch wirklich viele Affen und wir konnten sogar Affenmamas mit Baby am Bauch beobachten („Oh wie süß!“ Zitat von Emma). Einige Touristen kamen auf die glorreiche Idee die Affen mit Chips zu füttern. In mehrerlei Hinsicht eine dumme Idee, eine davon bekam das deutsche Pärchen auch gleich zu spüren. Chips sind natürlich keine geeignete und artgerechte Ernährung für Affen. Sie werden krank davon. Außerdem werden die Affen durch das Füttern aufdringlich. Wer das nicht weiß und sie füttert, der schaut dann mit unter etwas dumm aus der Wäsche. Der Affe gab sich nämlich nach dem dritten Chip nicht mehr nur mit einzelnen Chips zufrieden sondern riss dem Mann die ganze Packung aus der Hand und flüchtete. Was an dem Aussichtspunkt an Müll von Affenfütterern herum liegt ist wirklich schrecklich.

P1080458.JPGDie Aussicht war aber wirklich toll, das muss man lassen. Man sah über ein riesiges, bewaldetes Tal. Also eine schnelle Panoramaaufnahme, dann umdrehen, in den Minibus einsteigen und ab zur nächsten Attraktion. Ach ja, ganz vergessen, unbedingt noch überteuerte Dodos aus Holz kaufen. Wir sind noch etwas der Mauer entlang spaziert bis die Mauer und damit verbunden der Weg aus war. Da Emma schon die ganze Zeit über jammerte, gab es zur Aufmunterung ein Eis. Wir saßen dann also auf einer Treppe, schleckten unser Eis (das Beste bisher auf Mauritius) und lauschten dem polyphonen-klingeltonartigen Gebimmle von Greensleves des Eiswagens in Endlosschleife.

Vom Aussichtspunkt ging es zu einer weiteren Sehenswürdigkeit des Parks. Das Great Basin. Wir erwarteten eigentlich einen See oder sowas. Schon die Anfahrt hin irritiere uns. Wir bogen von der kleinen Straße des Nationalparks ab und befanden uns plötzlich auf einer vierspurigen Straße plus extra Busfahrban plus Gehsteig in Fahrbahnbreite. Daneben ein wirklich gigantischer Parkplatz (merke, wir sind irgendwo im Nirgendwo). Wir fahren also ein Stück der Straße entlang und sehen in der Ferne zwei gigantische, hinduistische Statuen auftauchen. Neben den beiden noch einmal ein riesen Parkplatz, vermutlich noch etwas größer als der vorige. Wir fuhren an einem kleinen Tempel vorbei und sahen kurz einen Teich mit Insel in der Mitte. Dann fuhren wir weiter. Irgendwann kam mir der Gedanke „das könnte doch das Great Basin sein.“ Wir sahen dann auf unserer Karte nach und tatsächlich, wir waren da. Misstrauisch parkten wir uns also ein und gingen zum Teich. Dort war ein Tempel in den sich einige Hindus und viele Touristen quetschten. Außerdem warfen die gläubigen Brot in den Teich. In der Geschwindigkeit in der riesige Brotleibe verschwanden, will ich nicht wissen, wie hoch der Fischbesatz des Teiches ist.

Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, sind wir dort nicht sehr lange geblieben. Es dürfte sich wohl um ein sehr heiliges Hinduheiligtum handeln an dem Zeremonien stattfinden. Der Größe des Parkplatzes und der Straße nach dürfte sich dort dann die halbe Insel versammeln. Wie sie allerdings zu der Anlage und der breiten Straße in solchen Massen hin kommen ist uns schleierhaft.

Nach diesem Schock mitten im Nationalpark haben wir beschlossen zurück nach Hause zu fahren. Zu Abendessen gab es Nudeln mit Ziegenkäsesoße und die Kinder haben so viel gegessen wie schon lange nicht mehr. Dürfte wohl gut gewesen sein. Der wütende Nachbar ist im übrigen heute abgereist. Er hätte sich also die Aktion von in der Früh sparen können, eine seiner Mitreisenden hat mir aber ausrichten lassen, sie entschuldige sich für sein Verhalten.

Vor allem Daniel war von Nationalpark sehr enttäuscht. Wir hatten uns eher mehr Park und weniger Touristenattraktion erwartet. Wir wären gerne ein Stückchen weit zu den einzelnen Attraktionen gewandert und nicht bis auf fünfzig Meter hin gefahren. Wir hoffen, dass wir mit unseren nächsten Programmpunkten etwas mehr Erfolg haben werden.

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