Heute früh, oder eher Vormittag haben wir unser Hotel in Ballinasloe verlassen. Wenn ein Koffer ordentlich gepackt ist, passt gleich doppelt so viel hinein, wie wenn alles nur hierin geschmissen wird.
Heute stand nur unsere Reise zur nächsten Unterkunft und ein Besuch im Eselweisenhaus am Plan. Von beiden hatte Daniel gestern Abend die Adresse raus gesucht und ins Handy eingespeichert. Somit war es in der Früh einfach nur die Adresse raus zu suchen und zu starten. Nachdem wir so spät erst gestartet sind, ist Merlin gleich einmal eingeschlafen. Das ist sehr praktisch, weil er das Autofahren hier in Irland gar nicht leiden kann. Er sieht nichts und das macht ihn grantig. Zu Hause ist sein Autositz so hoch, dass er aus dem Fenster sehen kann. Emma erzählte uns die ganze Zeit über von den Eseln. Da gibt es einen kleinen Esel, aber da muss man leise sein, weil der schläft und große Esel gibt es auch. Ich habe ihr immer brav gesagt, wie lange wir noch fahren. Noch eine Stunde, eine halbe Stunde, zehn Minuten, gleich sind wir da. Nun ja, wir waren dann da, nur Esel waren weit und breit nicht zu sehen, wir waren nämlich mitten in Corck vor einem Bürogebäude. Emma vom Rücksitz aus:“wo sind denn jetzt die Esel?“ Zum Glück konnte ich mich noch erinnern, wie die Ortschaft heißen sollte, in der sich das Weisenhaus befand. Wir haben die Ortschaft also ins Navi eingeben und sind wieder eine Stunde zurück gefahren. Für Emma war das zu viel des Guten. Sie ist eingeschlafen. Das Navi hat uns irgendwo ins Hinterland geführt und uns in der Pampa stehen gelassen. Glücklicherweise haben wir zwei Einheimische angetroffen. Wir könnten ihnen klar machen, wo wir hinwollten, es war uns aber leider nicht möglich auch nur ein Wort der Wegbeschreibung zu verstehen. Sie wollten aber irgendetwas, wie sich herausstellte Zaunpfosten, in die Nähe transportieren, wir sollen dich bitte einfach Nachfahren. Der Mann ist gefahren, die Frau war für die Sicherung der Ladung verantwortlich. Nachdem im Auto ja die Pfosten im Auto waren, blieb ihr nicht viel anderes über, als im Fenster zu sitzen und die Pfosten zu halten. Nachdem ihr Mann kein sonderlich guter Autofahrer war und gelegentlich etwas Nähe ansehen Gestrüpp an der Seite gefahren ist, dürfte sie wohl einen ordentlich zerkratzen Rücken haben. Von deren Weide aus gelang es uns tatsächlich Das Außengehege des Weisenhauses zu finden. Leider waren dort alle Tore fest verschlossen. Nach einer kleinen Recherche im Internet könnten wir dann den richtigen Ort finden und waren endlich da. Nachdem Emma schlief, musste ich sie wecken. Sie riss die Augen auf und rief: „Esel! Hurra, wir sind da!“
Das Weisenhaus selbst ist ein weitläufiges Gelände mit verschiedenen Koppeln mit kleinen Gruppen an Eseln. Es wurde 1987 gegründet und seither wurden über 3.600 Esel gerettet. Sie werden aufgegriffen, medizinisch versorgt, aufgepäppelt und dürfen dann ihr Leben genießen.
Zum Beginn des Rundganges kommt man gleich einmal am Unterstand der Stuten und Fohlen vorbei. Dort hatten sie drei ganz kleine Eselfohlen. Eines wollte sogar gestreichelt werden. Überall am Gelände sind kleine Gedenktafeln verteilt. Zuerst dachte ich, es sind Tafeln für verstorbene Esel. Es sind jedoch Tafeln für verstorbene Menschen oder Haustiere. Wer dort jemandem Gedenken will, kann eine Spende an das Weisenhaus tätigen und bekommt dann eine Tafel an einem der Holzzäune, an einer Bank oder einem Baum.
Am Ende des Rundganges bekam Emma ein Eis. Ich war währenddessen im Souveniershop und habe einen Esel adoptiert. Es gibt dort fünf verschiedene Esel zur Auswahl. Man adoptiert diesen Esel nur symbolisch (keine Sorge, wir haben nicht ab nächster Woche einen Esel im Garten stehen). Man wählt eines der fünf Tiere aus und füllt dann ein Formular aus. Die Adoption kostet 20€. Einmal im Jahr bekommt man dann einen Erlagschein zugeschickt und kann, so man das will, die Adoption verlängern. Zweimal jährlich bekommt man einen Bericht zugeschickt, wie es dem Esel im letzten halben Jahr so ergangen ist. Zusätzlich bekommt man noch ein Bild mit einer Zeichnung vom gewählten Tier.
Ich habe Lorcan gewählt. Lorcan kam 1995 mit nur einem Jahr in das Weisenhaus. Er stammt aus der Nähe von Galway. Er wurde von Jugendlichen gejagt, bis er schließlich in einem Stacheldrahtzaun hängen blieb. Dort riss er sich beinahe beide Ohren ab. Abgemagert und mit diesen schweren Verletzungen griffen ihn die Mittarbeiter des Weisenhauses auf. Mittlerweile geht es ihm wieder sehr gut und erfreut sich guter Gesundheit. Von den Strapazen seiner Kindheit sind ihm lediglich Schlappohren geblieben.
Nach dem Weisenhaus sind wir unverzüglich weiter gefahren zu unserer Unterkunft. Wir würden im Top of the Rock Pairc in einem Fass übernachten. Nachdem Emma nicht gerade begeistert war, in einem Fass übernachten zu müssen, haben wir ihr erzählt, dass wir nicht die ersten sind, die so etwas machen. Vor ganz langer Zeit hat im antiken Griechenland schon ein Mann gelebt, der war sehr klug und lebet ebenfalls in einem Fass. Klar, unser Fass würde etwas größer sein, als das von Diogenes, und wir wären wohl kaum so töricht, jemanden zu beleidigen, wenn er uns in der Sonne steht, vor allem, wenn er ein Schwert hat, aber Fass ist Fass.
An der Unterkunft angekommen waren wir alle schwerste begeistert. Es war so schön, das hätten wir uns nicht erträumen können. Am Zaun standen drei kleine Kälbchen und muhten uns fröhlich zu. Es waren Schafe da, ein Esel, einige Enten und Kücken. Emma und ich sind zu den Tieren, Daniel die Untrkunft klären. Wir waren gerade bei den Kälbchen (die saugen ordentlich stark an den Fingern), da höre ich über die Schultern, dass es wohl Probleme gibt. Offenbar hat Daniel anstelle eines Fasses einen Stellplatz für einen Campingwagen gebucht. Um sieben am Abend mit zwei kleinen Kindern ist das nicht unbedingt die Antwort die man hören will. David, der Besitzer des Campingplatzes und der Fässer war aber sehr nett. Er sagte uns, er habe momentan kein Fass frei, aber eines würde am Montsg frei werden, er Bucht uns gleich dafür ein. Dann telephonierte er noch herum und fand für uns eine Unterkunft bei seiner Nachbarin Josi. Josi wohnt fünf Minuten vom Park entfernt und betreibt, wie sie selbst sagt, kein B&B, „just beds.“ Wann immer David überbucht ist, hat sie Betten frei und kann eine Unterkunft bieten. Bei ihr dürfen wir bis Montag früh bleiben, dann ziehen wir hinauf in den Park. Von ihrem Haus aus hat man eine wunderbare Aussicht.