Den zweiten Tag wollte wir sehr gemütlich beginnen. Das Frühstück hatten wir um halb neun Uhr morgens angesetzt. Wie sich herausstellte, war das aber viel zu spät, da wir alle schon längst munter waren. Auch zum Frühstück gab es unmengen an Essen. Das meiste war pikantes, gebackenes Gemüse und Fleisch. Eher nicht so unser Fall. Wir haben selbstgemachte Marmelade und Brot gefrühstückt. Leider ist das Brot hier in Rumänien ungewürztes, wenig gesalzenes Weißbrot. Im Nachhiein kann ich sagen, dass man sich auch nach einer Woche nicht an den faden Geschmack gewöhnen kann.
Eigentlich wollten wir gemütlich aufbrechen also habe ich begonnen für unser Tagesgepäck Jause zu richten. Ich war gerade im Badezimmer, da hieß es, wir bekommen jetzt sofort und auf der Stelle die Einschulung für die Esel. Papa, Philippine und Emma sind sofort los gestürmt wärend Mama und ich fertig gepackt haben. Als wir eine Viertelstunde später etwas verärgert dazustießen, war noch nicht viel passiert, außer dass die Esel aus dem Wald geholt worden waren und sie etwas gekämmt wurden. Das Satteln der Esel, so stellten wir fest, ist Männerarbeit. Der Herr des Hauses erledigte das und wollte es auch eigentlich nur Papa wirklich zeigen. Also standen wir Mädchen etwas doof daneben und haben zugesehen. Die Decke wird auf die Esel gelegt, dabei ist zu beachten, dass sie mittig (fifty-fifty) liegt. Danach wird das Holzgestell aufgeschnürt und die Sattelpacktaschen mit den Rucksäcken daran befestigt.
Nach dem uns alles erklärt worden war konnten wir endlich starten. Jeder von uns bekam einen Esel in die Hand und los ging es. Das war etwas ein Sprung ins kalte Wasser, denn das was wir wollten, wollten die Esel noch lange nicht. Wir wollten gehen, die Esel wollten lieber grasen. Die Reihenfolge zum Gehen, die wir festgelegt hatten, passte den Eseln schon garn nicht. Manche wollten als erstes gehen, andere wollen dies auf gar keinen Fall. Wiederum andere wollen überhaupt nicht gehen sondern nur grasen. Man kann sich schon vorstellen, dass wir etwas zu kämpfen hatten. Kaum hatten wir es irgendwie geschafft vorann zu kommen, hatte sich der Hund etwas eingetreten und die ganze Kolonne musste stehen bleiben. Mit einer Pfotenspülung und ein paar Bachblütennotfallgloboli war der Hund wieder fit zu bekommen und es konnte weiter gehen.
Zuerst gingen wir ein Stück der Asphaltstraße entlang, bogen dann aber schon bald auf einen Feldweg an einer Pferdekoppel ab. Das darin wohnende Pferd war sehr neugierig und galopierte den ganzen Weg entlang neben uns her. Mamas Esel, Ludwig, hatte wohl Angst vor dem stürmischen Pferd und scheute. Sobald wir das Pferd hinter uns gelassen hatten, ging es wieder etwas besser. Die Esel gingen relativ brav und wir genossen die schöne Landschaft. Die Idille wurde nur ab und an einmal gestört durch Bines entnerftes „hrrr Cayenne“ wenn ihr Esel einmal mehr mit fressen anstelle von gehen beschäftigt war und der Esel war wirklich unglaublich gefräßig.
Eine Weile gingen wir bergauf. Leider war es oft sehr matschig, da es nachts geregnet hatte. Esel gehen nicht gerne durch Matsch. Wir kamen an einigen Bauern vorbei, die alle freundlich grüßten. Unser Weg stellte uns immer wieder vor Herausforderungen, da die Markierung nicht immer da war, wenn wir sie benötigten und die Beschreibung des Weges auch nicht ganz eindeutig war. Irgendwie haben wir es aber immer geschafft, den richtigen Weg zu finden.
Nach dem, nach zirka zwei Stunden unsere Esel überhaupt nicht mehr weiter gehen wollten, hatten wir beschlossen eine Pause zu machen. wir pakten die langen Leinen aus und banden die Esel an einen Zaun, sodass sie fressen konnten. Wir selbst gönnten uns auch eine Jause und Mama genoss ihren Kaffee aus der Minithermoskanne die sie extra für diesen Anlass gekauft hatte.
Nach einer Stunde beschlossen wir weiter zu gehen und starteten den ersten Versuch Emma am Esel reiten zu lassen. sie hatte jedoch fürchterliche Angst und wollte sofort wieder runter. Also hat Opaesel sie weiter getragen. Unsere Markierung war überraschend gut und so folgten wir ihr. Wir gingen über eine Wiese und durch einen kleinen Garten. Klaus, der Esel von Papa, hatte ein Auge auf die Stangenbohnen geworfen und war nur schwer davon abzubringen sie zu essen. Wir sahen eine letzte markierung und folgten einem Grasweg durch eine hohe Wiese, gingen durch weitere Tore und standen plötzlich am Friedhof. Laut unserer Beschreibung sollten wir jedoch nicht an einem Firedhof vorbei kommen. Also gingen wir zurück durch die Tore und den Grasweg entlang und als wir immer noch keine Markierung finden konnten, machten wir eine kleine Pause und Mama ging zurück zur letzten Markierung um die nächste zu finden. Zum Glück ist es ihr auch gelungen. Wir hatten begonnen inen steilen Hang hinunter zu gehen und Klaus hielt nichts von langsam. Immer wieder begann er zu laufen und war nur schwer zu bremsen. Plötzlich standen wir vor einem elektrischen Fiehweidezaun, unsere Markierungen gingen dahinter weiter. Was nun? Ohne Esel überhaupt kein Problem. Mit Esel schon, denn der kann nicht einfach unter dem Zaun durchschlüpfen. Also haben wir uns unsere Karte besehen um festzustellen in welche Richtung wir am Talboden weiter mussten. Wir gingen also durch einen Wald ohne Pfad. Etwas schwierig ist das mit den Eseln, da sie die Äste sehr weit zurück biegen und man daher viel Sicherheitsabstand einhalten muss. Mein Esel, Emely, trug für diesen Tag die Packtaschen. Bald schon waren die von dem vielen ziehen und zerren der Äste abgestreift und wir mussten neu packen. Dann begann der erste Esel der Kolonne zu pinkeln. Als der fertig war und der zweite über die Stelle ging, pinkelte auch er. Mit dem dritten und vierten war es genau so. Esel machen das wohl nur so einmal am Tag und dann dauert das schon eine Weile, aber gut Ding braucht eben auch…
Endlich waren wir aus dem Wald draußen und standen an einem Steilhang. Uns war klar, da müssen wir jetzt runter, komme was wolle. Wie auch schon vorher hatte Klaus ein unbändigbares Bedürfniss zu rennen. Diesmal war es jedoch so steil, dass Papa, mit Emma am Rücken, ihn nicht mehr halten konnte. Er riss sich also los und fetzte talwärts. Kaum war Klaus los, da raste Cayenne schon hinterher und Ludwig schoss hinterher. Auch Emely rannte immer schneller und irgendwann konnte ich sie nicht mehr halten. Wir alle liefen unseren Eseln hinterher und mir gelang es auch tatsächlich Emely wieder einzufangen. Leider war es den anderen nicht möglich ihre Grautiere unter Kontrolle zu bekommen und da Emely nicht alleine zurück bleiben wollte, riss sie sich auch wieder los und raste talwärts. Im Tal war ein Pferd auf der Weide. Als es die Esel auf sich zuschießen sah, bekam es wohl angst, denn es nahm schnell reißaus auf der anderen Seite den Hügel hinauf. Beim Bach im Tal gelang es uns endlich unsere Esel alle wieder einzufangen und wir gingen weiter. Leider waren unser aller Gemüter etwas erhitzt, so dass wir unsere Markierung übersehen hatten und falsch abgebogen sind. Wir sind also unnötigerweise einen Hügel hinaufgestiegenund haben dort fünf Wege ausprobiert, ehe wir eingesehen haben, dass wir wohl falsch waren und wieder runter gegangen sind.
Der Weg dem Bach eintlang war eigentlich ganz nett. Immer wieder mussten wir eine Furth durchqueren. Auf einmal gingen wir durch ein Tor und befanden uns auf einem Feld, das wohl als eine Art Kinderfriedhof diente. Überall im hohen Gras waren Kreuze eingeschlagen an denen Kinderspielzeug befestigt war. irgendwie fand ich die Stelle sehr schön.
Bald schon befanden wir uns auf einer Asphaltstraße. Wir folgten der Markierung. wir gingen bestimmt eine halbe Stunde der Straße entlang, als uns klar wurde, dass wir schon länger keine Markierung mehr gesehen hatten. Wir kontrollierten die Karte, ob wir eine Abzweigung übersehen hatten. Da war aber nichts. Komisch kam uns nur vor, dass auf der Karte weit und breit kein Bach zu sehen war, wir aber die ganze Zeit über einen entlang gingen. Papa lief nocheinmal zurück zu den letzten Leuten, die wir gesehen hatten. Bauern die unseren Eseln Heu zum Fressen gegeben hatten, und fragte, wo wir waren. Es stellte sich heraus, dass wir richtig waren nur einfach der Fluss nicht auf der Karte eingezeichnet war. Der Rest des Weges verlief schleppend. Alle waren müde. Als wir endlich im Quartier ankamen waren die Esel wohl froh uns los zu sein. Sie wurden abgeschirrt, mit Wasser versorgt und zurück in den Wald gebracht.
Es gab wieder richtig viel zum Abendessen. Wie schon am Vortag die Paprikasuppe. Danach gab es Fisch und Hühnerbeine und Risotto,… ich denke nicht, dass die Leute hier so viel Fleisch essen, wie wir immer Serviert bekommen. Ich denke, dass sie uns, als ihre Gäste, besonders bewirtet hatten. Das ist natürlich sehr lobenswert, wir wären aber mit weniger Fleisch eigentlich glücklicher gewesen…
Zu Bett gingen wir wieder früh. Mama und Papa wollten uns eigentlich noch mitteilen, ob es ihnen gelungen war das Frühstück etwas vor zuverlegen, aber da hatten wir bereits alle tief und fest geschlafen.



